OnlineReports.ch – Liestal, 15. Juli 2020
Wer zu spät kommuniziert, den bestrafen die Medien. Das wissen Öffentlichkeits-Arbeitende ebenso wie staatliche Verwaltungen und Politik-Aktive. Die Baselbieter Jungfreisinnigen haben vergangenen März den damals 19- und heute 20-jährigen Lucio Sansano zum Präsidenten gewählt – und diese Wahl vier Monate später, nämlich heute Mittwoch, kommuniziert.
Das Coronavirus verhindert eine aktuelle Information, weil die «Leute damals mit Anderem beschäftigt waren», wie Sansano sagt. Der angehende Jus-Student mit argentinischen Wurzeln («ich fühle mich hundertprozentig als Schweizer») hat indes eine bemerkenswerte Botschaft: Er will mit den Jungfreisinnigen nicht weniger als «eine liberale Bewegung im Baselbiet starten». Bemerkenswert ist diese Absicht deshalb, weil die bürgerlichen Jung-Parteien und ihre Vorsitzenden – im Gegensatz zu den agilen Jungsozialisten – bisher öffentlich kaum in Erscheinung getreten waren.
Sansano will das ändern, wie er im Gespräch mit OnlineReports erklärte, und verhindern, dass die Jungfreisinnigen erneut Wähleranteile verlieren. In den letzten Nationalratswahlen sank er von 0,45 auf bedenkliche 0,27 Prozent. Die Jungfreisinnigen zählen derzeit rund zwanzig Aktive.
Aktivitäten auf Sozialen Medien
Der neue Präsident, der dem Schulrat des Gymnasiums Münchenstein angehörte und im Reinacher Einwohnerrat sitzt, wirkt aktionsfreudig – wenn auch nicht auf Juso-Art: «Es ist nicht unser Stil, Sachen kaputt zu machen oder zu demonstrieren.» Viel eher setzt er auf sachliche Debatten in Form von Social Media-Kampagnen – etwa mit Videos zur Altersvorsorge oder zur «Ehe für alle». Seit neun Monaten ist er Community-Manager der Schweizer Jungfreisinnigen. Da habe er «viel gelernt» und in den neuen Plattformen erkennt er «ein seh grosses Potenzial». In wenigen Monaten waren drei Neumitglieder zu verzeichnen.
«Wir waren bisher zu wenig aktiv», bilanziert Lucio Sansano. Wie eine tatsächliche «liberale Bewegung» entstehen soll, ist jedoch noch offen: «Wir sind am Brainstormen.» Aber zwei Themenbereiche hat er bereits identifiziert: die Bildungspolitik und die Digitalisierung. Hier habe das Baselbiet «noch Luft nach oben»: Die Online-Steuererklärung mit dem Einscannen der Dokumente sei so mühevoll, «dass man sie besser von Hand ausfüllt».
Wenn die Baselbieter Jungfreisinnigen mehr Dynamik und Einmischung versprechen und das Wahrnehmungs-Monopol der Juso angreifen, wäre dies aus demokratischer Sicht erfreulich.