Basler Zeitung vom 21.01.2020
Jungparteien beider Lager putzten gemeinsam den Liestaler Wald. Einen Tag später kritisieren die Juso das rechte Lager.
Harmonie am Sonntag, Zoff am Montag. Der ehrenamtlich geführte Verein Suuberewald will seit geraumer Zeit diverse Jungparteien bei einer überparteilichen Putzaktion an einen Tisch bringen. Nachdem dies am letzten Sonntag in Liestal geklappt hat, äusserten sich am Montag die Juso und das Junge Grüne Bündnis (JGB) kritisch zu der Aktion. Dies, obwohl die Jungsozialisten selbst auch an dem Putzeinsatz teilnahmen.
Das Unterfangen im Liestaler Wald hatte für die Juso und das JGB einen «heuchlerischen Beigeschmack». Die beiden Jungparteien kritisieren die Teilnahme der Bürgerlichen: «Wenn man nicht bereit ist, die Werte dieser Aktion in den politischen Inhalten zu bekräftigen, ist das reinste PR und einfach falsch», sagt die Juso-Präsidentin Anna Holm zur BaZ.
Alibi und schlechter Scherz
«Dass die rechten Jungparteien sich angesichts der Klimakatastrophe mit dieser Alibi-Aktion einen grünen Anstrich geben wollen, ist bestenfalls ein schlechter Scherz. Durch den Weg an die Öffentlichkeit wollen wir auf diesen Widerspruch aufmerksam machen», so Holm weiter.
Die Junge SVP Baselland (JSVP) reagierte prompt und ziemlich eindeutig: «Leider mussten wir unterdessen feststellen, dass vonseiten gewisser Kreise nicht der Naturschutz und die Freude am Tun im Vordergrund standen. Vielmehr missbrauchen sie diese praktische und erfolgreiche Aktion dazu, um auf Kosten anderer billige Parteipolitik zu betreiben», hiess es in einer Medienmitteilung von Montagabend. Die Präsidentin der JSVP, Nicole Roth, sagt zur «Basler Zeitung», dass vor allem der Vorwurf der Heuchelei in keinster Weise tragbar sei. «Wir setzen uns seit geraumer Zeit für einen innovativen Weg gegen den Klimawandel ein. Wir gehen nicht auf die Strasse, um zu streiken, oder sprayen die Wände von Banken zu. Wir kümmern uns aktiv, wie letzten Sonntag in Liestal, um eine intakte Umwelt.»
Landrat Marco Agostini (Grüne) zeigt sich nach den kritischen Äusserungen der linken Parteien überrascht: «Die Aktion ist unnötig, vor allem schneiden sich die jungen Politiker nur ins eigene Fleisch. Das war sehr ungeschickt.» Neben seiner Tätigkeit als Landrat ist Agostini auch Präsident des Vereins Suuberewald. Jene Organisation, die solche Putzaktionen wie die im Liestaler Wald ins Leben gerufen hat. «Das Hauptziel ist neben der Säuberung der Umwelt hauptsächlich, die verschiedenen Parteien zusammenzubringen. Die jungen Menschen sollen in alle Himmelsrichtungen denken können», sagt Agostini.
Für ihn kommen «nach der Familie gleich die Natur und die Tiere». Auch deshalb rief er im Namen seines Vereins zum wiederholten Mal für einen solchen Putzeinsatz mit den Jungparteien des Kantons auf. Am letzten Sonntag seien vergleichbar viele Parteivertreter anwesend gewesen. Nebst den Jungen Grünen, der JGLP, den Jungfreisinnigen, der JSVP waren auch Mitglieder der Juso anwesend. Die Partei, die im Nachhinein die Aktion als Heuchelei und PR der Jungbürgerlichen betitelte. Juso-Präsidentin Anna Holm sagt dazu, dass man die Teilnahme im Vorfeld besprochen und sich gegen eine Boykottierung entschieden habe. «Unsere Kritik richtet sich nicht an das Unterfangen an sich. Es ist wichtig, dass sich die Menschen selber einbringen.» Dennoch habe man vor Ort das gesehen, was man befürchtet habe. Die Scheinheiligkeit der bürgerlichen Parteien. Die JSVP-Politikerin Roth ist überrascht und enttäuscht: «Wir gingen davon aus, dass keine Vorurteile vorhanden sind.»
Diskussionen sind wichtig
Der Grünen-Landrat Marco Agostini verteidigt die jungen SVP-Mitglieder. Die Bürgerlichen seien bei vielen der Putzaktionen dabei gewesen, auch wenn keine anderen Jungparteien zugesagt haben. «Wir sind politisch gesehen nicht immer einer Meinung, aber ich hatte sehr gute Dialoge mit den jungen Menschen und denke, dass sie sich auch in dieser Weise positiv weiterentwickeln können.»
Agostini will diesen offenen Weg weiterhin beibehalten. Auch beim nächsten Putzaufruf sollen die Juso und das junge grüne Bündnis eingeladen werden. Denn genau ein solcher überparteilicher Diskurs sei in der heutigen Zeit vonnöten.