Bericht im WochenBlatt vom 06.02.2020
Die Kinder in den Industrieländern sind zu dick und zu faul? In Reinach gibt es nun keine Ausrede mehr: Das Angebot „Saturday Sports“ („Samstagsport“) schließt seit Jahresbeginn als offenes Sportangebot ohne Verpflichtung die zuletzt vorhandene Alterslücke zwischen dem „Offenen Sonntag“ des Turnvereins für Kinder bis sechs Jahre und dem „Midnight Sports“ („Mitternachtsport“) des gleichnamigen Vereins für Jugendliche von 13 bis 18 Jahren am Samstagabend. Kinder zwischen sechs und zwölf Jahren können nun jeden Samstagnachmittag kostenlos zwischen 14 und 17 Uhr in der Turnhalle Bachmatten 2 (früher Lochacker) Unihockey, Basketball und Fußball spielen, sich an der Tischtennisplatte und am Töggelikasten messen oder sich auf dem Trampolin und beim Fangis austoben – ohne Eltern, aber unter Aufsicht ausgebildeter Sportpädagogen.
Möglich gemacht hat „Saturday Sports“ der 19jährige Lucio Sansano: Er ist in der Gemeinde gut vernetzt, kandidiert am 9. Februar für die FDP für den Einwohnerrat und engagierte sich bereits bei „Midnight Sports“. Von dort hat er natürlich auch die Idee: „Ich wollte auch Kindern im Primarschulalter ein gleichwertiges Angebot ermöglichen.“ Dazu gründete er einen eigenständigen Verein mit demselben Namen wie die Veranstaltung und gewann genügend Mitstreiter, um eine ständige Präsenz von Betreuern für drei Stunden pro Samstag zu gewährleisten. Diese Aufgabe übernehmen einerseits als verantwortliche Leiter erwachsene Sportpädagogen mit einer vom Bund abgenommenen Jugend- und Sportausbildung („J+S-Leiter“), andererseits Schüler zwischen 14 und 20 Jahren, die laut Sansano in Sportvereinen aktiv sind.
Vorerst ist das Projekt auf acht Samstage vom 11. Januar bis zum 21. März außerhalb der Ferien begrenzt – die Fortsetzung im kommenden Herbst ist aber schon so gut wie sicher und soll dann analog zu „Midnight Sports“ von November bis März oder April laufen. Denn Sansano und sein Team wurden schon am ersten Nachmittag von 150 Kindern überrannt; inzwischen habe sich die Teilnehmerzahl bei 80 bis 100 eingependelt: „Das ist immer noch weit mehr, als wir gehofft und erwartet hatten.“ Sansano freut sich laut eigener Aussage über „ganz viele positive Rückmeldungen von Eltern und Kindern“. Über 95 Prozent der Teilnehmer am ersten Tag seien aus der Gemeinde Reinach gekommen: „Bei knapp 1000 Primarschülern in Reinach kamen bisher insgesamt 250 verschiedene Kinder.“ Es freue ihn ebenso, daß von Anfang an genauso viele Mädchen wie Buben dabei waren.
Das Angebot soll dank der finanziellen Unterstützung der Einwohnergemeinde und der BLKB kostenlos bleiben; das ist eines der Hauptanliegen Sansanos. Eine Konkurrenz zu den Vereinen, die sowieso unter der schwindenden Bereitschaft der Menschen, sich längerfristig zu binden, leiden, sei „Saturday Sports“ aber nicht: „Wir sprechen einerseits alle an, die in noch keinem Verein sind. Andererseits aber auch junge Sportler, die womöglich nicht jeden Samstag einen Match haben, wie auch Kinder, die beispielsweise in der Pfadi aktiv sind oder in der Musikschule spielen und sich einen zweiten Verein für den Sport zeitlich oder finanziell nicht leisten können“, erklärt Sansano. Der Fussballverein FC Reinach, mit dem er Kontakt hatte, habe jedenfalls positiv reagiert und sogar angeboten, Flugblätter für das neue Angebot zu verteilen.